Amal Clooney: "Ich glaube, dass Gerechtigkeit erkämpft werden muss – sie geschieht nicht von selbst"
Menschenrechtsanwältin Amal Clooney im VOGUE-Interview.
Als eine der erfolgreichsten Menschenrechtsanwältinnen unserer Zeit hat sich Amal Clooney einen Ruf als kompromisslose Verteidigerin jener erarbeitet, die systematisches Unrecht erlitten haben – insbesondere Frauen und Mädchen, die Opfer sexueller Gewalt wurden. "Ich bin immer wieder tief bewegt vom Mut derer, die die Wahrheit ans Licht bringen – selbst wenn sie dafür einen hohen persönlichen Preis zahlen müssen: Journalist:innen, die es wagen, der Macht die Wahrheit zu sagen, junge Frauen, die sich nicht zum Schweigen bringen lassen", so Clooney im Gespräch mit der britischen VOGUE.
Im Jahr 2019 gründete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann George die "Clooney Foundation for Justice", die in über 40 Ländern kostenlose Rechtshilfe leistet. Was die größte Herausforderung in ihrem Kampf für Gerechtigkeit sei? "Gleichgültigkeit", sagt sie. "Es wird immer Ungerechtigkeit, Grausamkeit und Machtmissbrauch geben", sagt sie weiter. "Aber wenn die Guten – also diejenigen, die nicht einverstanden sind mit dem, was geschieht – schweigen, wird es sehr schwer, etwas zu verändern. Wenn in den Machtzentren – Regierungen, Unternehmen – mehr Feigheit als Mut herrscht, ist es äußerst schwierig, das System zu verbessern", sagt sie weiter. "Ich glaube, dass Gerechtigkeit erkämpft werden muss – sie geschieht nicht von selbst."
Im Gespräch mit Menschenrechtsanwältin Amal Clooney über Gerechtigkeit und GleichgültigkeitAmal Clooney spricht im VOGUE-Interview darüber, woran sie gerade arbeitet, wie sie es schafft, Arbeit und Privatleben unter einen Hut zu bringen – und woher sie aktuell Hoffnung schöpft.
Hallo Amal, woran arbeiten Sie im Moment?
Ich vertrete derzeit Maria Ressa, eine Journalistin, der auf den Philippinen eine lebenslange Freiheitsstrafe droht, nur weil sie ihre Arbeit macht. Kürzlich habe ich vor dem Internationalen Gerichtshof einen Fall eingereicht, in dem es um Gerechtigkeit für die Opfer des Völkermords in Myanmar geht. Und ich vertrete 871 Opfer von ISIS in einem Fall im East District of New York. Zu meinen Klient:innen in diesem Fall gehört Nadia Murad – eine jesidische Überlebende sexueller Gewalt, die später den Friedensnobelpreis erhielt – und es ist der erste Fall, der den Opfern des ISIS-Völkermordes die Chance bietet, eine lebensverändernde Entschädigung zu erhalten.
Ich arbeite auch an den Programmen, die ich bei der Clooney Foundation for Justice ins Leben gerufen habe. Wir betreiben ein globales Rechtshilfeprogramm für Frauen und Journalist:innen, das inzwischen in über 40 Ländern aktiv ist. Unsere Arbeit hat bereits dazu geführt, dass Dutzende Journalist:innen freigelassen wurden und Tausende Frauen, die Opfer von Gewalt, Kinderheirat oder Diskriminierung geworden sind, kostenlose Rechtshilfe erhalten haben. Aber wir sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, unsere Wirkung zu vergrößern. Wir freuen uns, im Oktober dieses Jahres das Oxford Institute of Technology and Justice ins Leben zu rufen, eine neue Partnerschaft zwischen der Clooney-Stiftung und der Universität Oxford, die KI nutzen wird, um den Zugang zur Justiz zu verbessern.
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